- Startseite
- Deutschland
Stand:
Von: Julian Mayr
Kommentare
Eine tödliche Hunde-Attacke in Hamburg entfachte einmal mehr die Debatte um ein Verbot von Kampfhunden. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert radikale Schritte.
Bremen – Hunde gelte als beste Freunde des Menschen. Doch nicht immer ist das Zusammenleben mit den Vierbeinern von Streicheleinheiten und Zuneigung geprägt. Manche Hunde bleiben unberechenbar und können im schlimmsten Fall böse zubeißen. Erst am Freitag (26. Januar) war ein 35-jähriger Mann nach einer Attacke seines Hundes im Krankenhaus verstorben. Bei dem Hund handelte es sich um eine Kreuzung. Tierschützer fordern indes ein Zuchtverbot für jegliche Hunderassen.
Nach tragischem Tod durch Hundebisse: Debatte um Listenhunde
Blutüberströmt fanden Passanten den Hundehalter am Mittwoch (24. Januar) in einem Waldstück in der Nähe von Hamburg auf. Neben ihm saß der Hund des Mannes, ein American Bully XL, der ihn zuvor attackiert und tödlich verletzt hatte. Derselbe Hund hatte bereits zwei Wochen vor dem tragischen Zwischenfall die Lebensgefährtin des Mannes angegriffen – sie musste ebenfalls schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
In Österreich war bereits im Herbst 2023 eine Debatte über gezüchtete Kampfhunde entbrannt, nachdem eine Joggerin von einem American Staffordshire Terrier totgebissen wurde. Nun bekräftigte die Tierschutzorganisation PETA ihre Forderung nach einem Zuchtverbot für alle Hunderassen – nicht nur Listenhunde.
Hundebiss-Statistik zeigt: Kampfhunde relativ oft für schwere Verletzungen verantwortlich
„Leider ist dieser tragische Vorfall keine Ausnahme“, erklärt Monic Moll, Fachreferentin bei PETA. Zu Angriffen durch Hunde komme es in Deutschland täglich. Ein Blick auf die Hundebissstatistik Berlin zeigt: 2022 wurden allein in der Hauptstadt insgesamt 576 Vorfälle gemeldet, in denen Menschen infolge von Hundebissen verletzt wurden. In rund jedem fünften Fall waren die Verletzungen schwerwiegend.
Die meisten Bissattacken in Berlin erfolgten durch Hunde, die nicht als gefährlich gelten. Dazu zählen etwa Bernhardiner, Boxer oder Labradore. Nicht einmal fünf Prozent aller Hundebisse, die leichte Verletzungen zur Folge haben, sind auf „gefährliche Hunderassen“, wie Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Bull Terrier und Mischlinge dieser Rassen, zurückzuführen.
Die Einfuhr dieser Hunderassen nach Deutschland ist verboten
Das Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland(kurz Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetz oder HundVerbrEinfG) regelt, welche Hunderassen nicht nach Deutschland importiert werden dürfen.
§2(1): Hunde der Rassen Pitbull-Terrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden dürfen nicht in das Inland eingeführt oder verbracht werden. Hunde weiterer Rassen sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden, für die nach den Vorschriften des Landes, in dem der Hund ständig gehalten werden soll, eine Gefährlichkeit vermutet wird, dürfen aus dem Ausland nicht in dieses Land eingeführt oder verbracht werden.
Demgegenüber werden aber 17 Prozent der schweren Verletzungen infolge eines Angriffs, von eben diesen als gefährlich geltenden Hunden verursacht. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil dieser Rassen an den insgesamt gehaltenen Hunden sehr gering ausfallen dürfte. Unter den zehn beliebtesten Hunderassen Deutschlands befindet sich keiner der sogenannten „gefährlichen Hunde“.
Schuld für gefährliche Hunde liegt maßgeblich beim Menschen
Moll warnt aber davor, den Hunden selbst den schwarzen Peter für ihr gefährliches Verhalten zuzuschieben. Tatsächlich weisen wissenschaftliche Studien darauf hin, dass die Hunderasse relativ wenig über das Wesen und das Temperament eines Hundes aussagt. Maßgeblich für den Charakter und das Verhalten eines Hundes ist vor allem das Training und die Erziehung.
„Schuld sind aber nicht die Tiere: Vor allem ‚Kampfhunde‘ werden aufgrund ihres massiv gezüchteten Körperbaus oft als Statussymbole gehalten, gequält und missbraucht“, schreibt die Fachreferentin in einer Aussendung. Aggressives Verhalten werde laut Moll bei diesen Hunden gezielt gefördert, damit andere Personen eingeschüchtert würden.
Tierrechtler für Zucht- und Verkaufsverbot jeglicher Hunderassen
Auch das Aussehen der Tiere sei darauf ausgelegt, Eindruck zu hinterlassen. Damit diese gefährlicher aussehen, würden ihnen beispielsweise Ohren und Schwänze gestutzt. Das führt zu Beeinträchtigungen der Tiere, etwa was die Kommunikation mit anderen Hunden anbelangt. Sie stammen laut PETA oft aus dubiosen Zuchtanlagen, die das Wohl der Tiere hinter Profitorientierung anstellen.
All das gilt auch für die Rasse American Bully oder Bully XL, die seit diesem Jahr in England und Wales in die Liste der verbotenen Hunderassen aufgenommen wurde. Damit ist auch die Zucht der Hunderasse ab 2024 verboten. Laut PETA ein „verantwortungsvoller Schritt“, an dem sich auch Deutschland ein Vorbild nehmen sollte. Die Tierschutzorganisation geht allerdings noch weiter und plädiert für ein Zucht- und Handelsverbot von Hunden – egal welcher Rasse.
Nicht immer müssen brenzlige Situationen mit Hunden mit tödlichen Bissen enden. Konflikte mit aggressiven Hunden können auch sicher gelöst werden.
Hinweis: In einer früheren Version der Infobox in vorliegendem Artikel hieß es, entsprechende Hunderassen dürfen nicht in Deutschland gezüchtet werden. Das HundVerbrEinfG tangiert nur die Einfuhr der Tiere. Für Zucht und Haltung der Hunderassen gelten je nach Bundesland andere Bestimmungen. Die Textstelle wurde dementsprechend angepasst.